Gerüchte von Amunet ================================================================================ Kapitel 12: Tick Tack --------------------- Es war bereits Nacht, doch Vegeta konnte nicht schlafen. Seit mehr als zwei Stunden lag er schon auf seinem Balkon und starrte von dort zum Nachthimmel empor. Die Sterne waren lediglich kleine, leuchtende Punkte. Kein Vergleich zu dem imposanten Schauspiel seines Holografisch-Meditativem-Saiyajin-Gerätes. Aber irgendwie hatte die Realität heute Abend einen größeren Reiz auf ihn, als die längst vergangen Bildnisse seiner Heimatwelt, die ihn noch am frühen Abend eingelullt hatten. Vegeta war in keiner guten Stimmung seit Kakarott ihn verlassen hatte. Er ärgerte sich über den jüngeren Krieger, doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er einräumen, dass seine Wut längst einer Enttäuschung gewichen war. Kakarott hatte mit Chichi geschlafen, obwohl er schon längst seine Finger nach ihm ausgestreckt hatte und das wurmte Vegeta ungemein. Natürlich hatte er sich vor Kakarott nichts dergleichen anmerken lassen. Als Prinz und auch als Krieger war er es gewohnt, seine Gefühlsregungen nicht offen zur Schau zu tragen. Doch es war das erste Mal seit langem gewesen, dass es ihn solch eine Kraft gekostet hatte. Eigentlich sollte es auch keine Rolle spielen, ob Kakarott mit seiner Frau schlief oder nicht, immerhin hatten sie noch keine Affäre. Gut, sie waren sich erschreckend nahe gekommen, hatten sich geküsst und vielleicht, gab Vegeta innerlich zu, wäre er auch weiter gegangen, wenn er nicht dieses Problem hätte. Irgendwie war aber auch dies kein Grund, so emotional zu reagieren. Zumal es für einen Saiyajin nicht ungewöhnlich war, mehr als einen Partner zur Befriedigung seiner Gelüste zu wählen, schließlich hatte man auch von seinem Vater erwartet, dass er als König einen Harem unterhielt. All das erklärte jedoch nicht, weshalb Vegeta solch einen merkwürdigen Stich in seinem Herzen spürte. „Vater?“ Trunks' Stimme kam zaghaft und leise aus Richtung Türrahmen. Und endlich, nach langen Stunden gelang es Vegeta, seinen Blick vom nächtlichen Himmelszelt zu lösen. Seine Augen suchten seinen Sohn, der tatsächlich im Türrahmen stand. Sorge stand in dem jungen Gesicht geschrieben. „Warum bist du nicht bei Goten? Wolltest du nicht dort übernachten?“ „Doch, aber ich… Son Goku kam so früh nach Hause und… er meinte, dir ginge es nicht so gut.“ „Deshalb bist du zurückgekommen?“ „Hm…“ Trunks nickte, kaute kurz auf seiner Unterlippe und stellte dann die Frage, die ihm offenbar schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatte. „Habt ihr euch gestritten? Goku sah richtig schlecht aus.“ „Nicht wirklich gestritten“, antworte Vegeta, während er langsam aufstand. „Eher eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ „Wegen diesem Kusszeugs?“ Unwillkürlich lächelte Vegeta. Obwohl sein Sohn noch so jung war, war die Intelligenz seiner Mutter und die scharfe Beobachtungsgabe von ihm selbst schon sehr ausgeprägt in Trunks. Intellektuell würde der Knirps sie beide irgendwann noch einmal überholen. Automatisch, ohne sich seines Handelns bewusst zu sein, fand Vegetas Hand Trunks Kopf und wuschelte diesem die Haare ordentlich durch. „Papa!“, schrie Trunks entrüstet. Sofort hörte Vegeta auf, das Grinsen in seinem Gesicht noch eine Spur breiter. „Und jetzt, Knirps? Bist du müde?“ „Nö.“ „Wir wär’s? Lust, mit deinem alten Vater einen mitternächtlichen Badeausflug zu machen?“ „Klar“, grinste jetzt auch Trunks. ooOOOoo Die Uhr in der Küche tickte. Tick Tack, Tick Tack. Rhythmisch und ununterbrochen. Tick Tack, Tick Tack. Das Geräusch fraß sich durch die Wände, drang, obwohl ansonsten kaum hörbar, in jedes Zimmer. Erfüllte das kleine Häuschen mit dem stetigen Tick Tack, Tick Tack. Obwohl es helllichter Tag war, lag Son Goku in seinem Bett. Das Kissen hatte er fest auf seinen Kopf gepresst, in der Hoffnung, das Ticken würde bald verstummen. Doch wie um ihn zu verhöhnen, schien es, als würde es immer lauter und lauter werden. Ja, als würde es schneller, drängender und… endgültiger werden. Goku wusste, dass es sein Gewissen war, das ihn drangsalierte und ihn permanent daran erinnerte, dass ihm die Zeit davon rann. Obwohl er bereits wusste, wie seine Wahl ausfallen würde, wusste er doch nicht, wie er sie umsetzen sollte. Auch, wenn er einer der stärksten Krieger im Universum war, vielleicht sogar der Stärkste, so hatte er doch Angst vor dieser Wahl. Chichi war in den letzten Tagen so glücklich gewesen. Ihre Augen hatten gestrahlt, ihr Gesicht geleuchtet. Die Schuld, in ihr solche Hoffnungen geweckt zu haben, hatte Son Goku die Kehle zugeschnürt, sobald er sie sah. Er wollte sich vor ihrem Anblick verstecken, wollte jagen oder trainieren gehen, wollte Kuririn besuchen oder sich in Gottes Palast verstecken, doch er tat es nicht. Es war seine Selbstbestrafung, in Chichis Nähe zu bleiben. Ihre neu erblühte Glückseligkeit zu ertragen und ihr ein besserer Ehemann zu sein als jemals zuvor, war seine Strafe für die Dummheit, welche er begangen hatte. Dass er nun, am helllichten Tag, in seinem Bett lag und sich seinen Kopf zermarterte über die Art, wie er den Schlussstrich zog, lag lediglich daran, dass Chichi mit Son Goten ihren Vater, den Rinderteufel, besuchte. Faul im Bett liegend, konnte Goku besser denken - zumindest dachte er das, bis dieses schier unerträgliche Ticken der Küchenuhr ihn halb wahnsinnig gemacht hatte. Szene für Szene hatte Goku sich bereits vorgestellt und egal, wie er die Sache drehte und wendete, es endete immer damit, dass Chichi schwer verletzt wurde. Er hatte endlich eingesehen, dass es keine Möglichkeit gab, die ganze Angelegenheit in Ordnung zu bringen, ohne dass sie ihn hassen würde. Das Schlimmste jedoch war, dass er wusste, dass er ihren Hass verdient hatte. „Pa?“ Gohans Stimme drang plötzlich laut und klar durch die Stille. Goku stöhnte auf. Seinen ältesten Sohn konnte er im Augenblick nicht gebrauchen. Gohan mit seinem scharfen Verstand würde ihn nur wieder in Bedrängnis bringen, sollte er ihm die Informationen über Vegeta hinaus pressen. Das Gohan dies konnte, daran zweifelte Goku keine Sekunde lang. „Papa“, hörte er Gohan erneut rufen – dieses Mal schon deutlich näher und ehe Goku sich's versah, stand sein Sohn schon im Türrahmen. „Du bist noch im Bett?“ Abermals seufzend nahm Goku das Kissen von seinem Kopf. Das Ticken der Küchenuhr war verstummt, nun, da sein Sohn anwesend war. „Was willst du?“ „Kann es sein, dass du mit Piccolo geredet hast?“ Sämtliche Alarmglocken schlugen in Goku an. Der Tonfall, den Gohan eben noch benutzt hatte, gefiel ihm gar nicht und auch die Tatsache, dass er tatsächlich mit dem Namekianer gesprochen hatte, brachten ihn dazu, vorsichtig zu werden. „Wie kommst du darauf?“ „Weil Piccolo plötzlich nicht mehr mit mir trainieren möchte! Hast du ihm gesagt, dass er mich auf Abstand halten soll, wegen meiner Gefühle?“ „Was? Nein! So was würde ich nie…“ „Warum will er mich dann nicht mehr sehen? Ich darf nicht mal mehr bei ihm übernachten! Das ich gestern gerade noch so bei Dende bleiben durfte, war schon das höchste seiner Gefühle.“ „Gohan, beruhig dich“, beschwichtigte Goku den Teenanger, der sich in Rage geredet hatte. „Warum sollte ich so etwas machen? Du weißt, ich würde mich nie in deine Beziehung einmischen!“ „Aber was hat Piccolo dann?“ Die Stimmung hatte sich schlagartig verändert. Son Gohan war nicht länger wütend, sondern die Traurigkeit, welche schon von Anfang an in ihm gebrodelt hatte, war nun hervorgetreten. Obwohl bereits 16 Jahre alt, traten Tränen in Gohans Augenwinkel, die er unwillig mit seinem Handrücken fort wischte, nur um sich Sekunden später in die in die Arme seines Vaters zu werfen. Verblüfft wusste Goku zuerst nicht, wie er reagieren sollte, dann jedoch umschlossen seine Arme Gohan. Hielten ihn einfach fest und spendeten bedingungslos Trost. Irgendwann später wurde das Beben von Gohans Schultern schwächer und die geräuschvollen Tränen verstummten allmählich. Den Kopf hebend, blickte Gohan seinen Vater an. „Sorry“, ein zaghaftes und verschämtes Murmeln. „Schon in Ordnung. Geht’s dir jetzt besser?“ „Ja“, ein Nicken. „Gut.“ „Aber warum macht Piccolo es mir so schwer? Warum will er mich nicht mehr sehen?“ „Hast du ihn gefragt?“ „Ich… Nein.“ „Dann solltest du ihn nochmals besuchen und ihn fragen.“ „Wahrscheinlich hast du Recht, aber was… wenn er mir sagt, dass er sich vor mir ekelt? Wenn er mich nicht ebenfalls liebt?“ „Dann weißt du wenigstens, woran du mit bei ihm bist.“ „So wie du mit Vegeta?“ Goku erstarrte. Seine Befürchtung bewahrheitete sich offenbar. Ihm war bewusst gewesen, dass Gohan irgendwann auf Vegeta zu sprechen kam. Und noch immer hatte Goku keinen Bedarf, mit seinem Sohn über dieses Thema zu reden. Wie sollte er seinem Sohn auch erklären, was er nicht erklären konnte? „Was ist?“, fragte Gohan nach, „Stimmt was nicht zwischen dir und ihm?“ Der Scharfsinn! „Ich… Nein, eigentlich ist alles…“, er seufzte, „Ich weiß es nicht und überhaupt, wann zum Teufel bist du aufmerksam geworden?“ „Als ich mich verliebt habe, Dad. Ich sehe jetzt mehr, weil ich weiß, auf was ich achten muss. Also, was ist jetzt mir dir und unserem Prinzen?“ „Vegeta wird in einer Woche auf eine Reise gehen. Im Weltall und… Er möchte, dass ich mitkomme, denn diese Reise würde uns beide angehen.“ „Wo ist das Problem?“ „Wenn ich mit ihm gehe, ist diese Entscheidung nicht auf das Abenteuer gemünzt, sondern auch auf unsere Beziehung.“ „Was meinst du?“ „Komme ich mit, entscheide ich mich für ihn und gegen eure Mutter.“ Die verwirrte Miene auf Gohans Gesicht verwandelte sich in Begreifen. Seine Augen wurden weit und sein Mund öffnete sich einen Spalt. „Heißt das, du wirst Mama verlassen?“ „Ich möchte sie nicht verletzen. Aber ich kann meine Gefühle für Vegeta auch nicht einfach abstellen.“ „Liebst du ihn?“ Eine kurze Pause und dann ein verlegendes Lächeln. „Ja, ich glaube, das tue ich.“ Stille. Absolute Stille lag zwischen Vater und Sohn, die sich gegenseitig musterten und in beiden Augenpaaren war etwas zärtlich definiertes. So wie Son Goku Gohan Verständnis für Piccolo entgegen brachte, so fand er es umgekehrt auch bei Gohan. In diesem Moment herrschte zwischen Vater und Sohn eine grenzenlose Verbundenheit. Ein Geräusch zerriss abrupt das mentale Zwischenspiel und beide erschraken. Son Goku blickte zur Geräuschquelle und sein Herz macht einen unliebsamen Hopser. Chichi stand in der Tür. Das Gesicht kreidebleich, den Mund geschockt geöffnet. Ihre Augen schienen zu zucken, doch als Goku genauer hinsah, bemerkte er, dass sich in Chichis Augen Tränen sammelten. „Chichi“, sagte Goku sanft, da er nicht wusste, was seine Frau alles mitbekommen hatte. Doch Chichi reagierte nicht. Sie stand da, am ganzen Körper zitternd. „Mama?“, probierte es Gohan und ging ein paar Schritte auf seine Mutter zu. Chichi zuckte zurück. Starrte noch immer Son Goku an und dann endlich schien sie sich so weit zu fassen, dass sie zumindest wieder sprechen konnte. „Ist es wahr? Liebst du ihn?“ Der Augenblick, vor dem Goku sich so gefürchtet hatte, war gekommen. Es gab kein Zurück mehr und wie bei seinen großen Kämpfen, machte er sich auch jetzt mental bereit. Er musste sich seinem Schicksal stellen. Fortsetzung folgt… Über Kommis würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße eure Amunet <^.^> Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)